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Eng vernetzt: In Sachsen profitieren Wirtschaft und Forschung von der Zusammenarbeit in interdisziplinären Projekten

Zwei Personen in einem Labor © SMWK

Dresden ist einer der weltweit führenden Standorte für interdisziplinäre Studien, die Physik, Biologie und Informatik verbinden. Das Exzellenzcluster Physik des Lebens hebt diese interdisziplinären Ansätze auf eine neue Ebene. Ein solch hochgradig interdisziplinäres und kollaboratives Umfeld ermöglicht es uns allen, wissenschaftliche Fragestellungen auf ganz unterschiedliche und einzigartige Weise anzugehen.

(Professor Dr. Otger Campàs, Sprecher und geschäftsführender Direktor des Exzellenzclusters Physics of Life, PoL, bei seinem Amtsantritt im Januar 2022)

Regenerative Medizin, Gentherapie und Bio-Engineering: Sachsen beeindruckt mit Weltklasse-Forschung

Interdisziplinäre Forschung, die renommierte Experten aus unterschiedlichsten Wissensgebieten zusammenführt, um wissenschaftliches Neuland zu erschließen, gehört zu den Stärken des Standortes Sachsen. Starke Netzwerke verbinden Forscher der verschiedensten Fachdisziplinen sowie wichtige Anwenderindustrien. Das gilt auch im Bereich der Life Sciences, wo insbesondere in Dresden Forscher bewusst auf Cluster-Strukturen setzen.

Gesamtansicht eines Forschungsgebäudes mit silberner Fassade. © Center for Molecular and Cellular Bioengineering / Wörner Traxler Richter Architekten

So beschäftigen sich am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) 500 Wissenschaftler aus über 50 Ländern damit, herauszufinden, nach welchen Grundprinzipien Lebewesen funktionieren. Dabei betrachten sie sowohl kleinste Details als auch komplette Systeme. Die Forschung bringt Biologen, Chemiker, theoretische Physiker und Informatiker zusammen. Aus dem renommierten Institut sind mittlerweile etliche erfolgreiche Start-ups ausgegründet worden, wie Lipotype GmbH, Eupheria Biotech GmbH  oder Dewpoint Therapeutics Inc..

Das ist auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs äußerst spannend: Das Doktorandenprogramm am MPI-CBG ist mit mehr als 120 Studentinnen und Studenten aus über 30 Ländern eines der größten und erfolgreichsten Deutschlands. Und im Postdoc-Programm forschen mehr als hundert hochqualifizierte Nachwuchskräfte aus 20 Ländern.

Das MPI-CBG arbeitet eng mit anderen Dresdner Forschungseinrichtungen zusammen. Auf dem Campus befinden sich auch das Zentrum für Systembiologie sowie das Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB). Hier befinden sich das Center for molecular Bioengineering (B CUBE), das Biotechnologisches Zentrum (BIOTEC) und das Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) mit insgesamt 21 Professoren und ca. 500 Beschäftigten.

Am B CUBE arbeiten Wissenschaftler daran, Eigenschaften lebender Materie zu verstehen und für technische Anwendungen nutzbar zu machen. Ziel der Wissenschaftler am BIOTEC ist es den Fortschritt in den modernen Lebenswissenschaften insbesondere in den Bereichen molekulare Zell- und Entwicklungsbiologie, physikalische Biologie und Bioinformatik voranzutreiben. Am CRTD stehen die Prinzipien der Zell- und Geweberegeneration und deren Nutzung zur Heilung von Krankheiten im Fokus der Forschungsarbeit. Naturwissenschaftler und Ärzte forschen gemeinsam, um neue Behandlungsmöglichkeiten für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, hämatologische Krankheiten wie Leukämie, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Knochenerkrankungen zu finden.

Passgenaue Krebstherapie: Sächsisches Wissenschaftsministerium fördert Forschung für personalisierte Medizin

Was lange eine Vision war, wird mit der personalisierten Medizin möglich: Jeden und jede maßgeschneidert bestmöglich zu behandeln und damit die Chance auf ein Überleben oder ein besseres Leben zu geben. Die medizinische Forschung, insbesondere die Krebsforschung, ist in Sachsen hervorragend aufgestellt. Ich freue mich sehr, dass sich vier exzellente Projekte mit sächsischer Beteiligung in der Begutachtung durchsetzen konnten und die Forschung auf diesem Gebiet damit weiter gestärkt wird.

(Sebastian Gemkow, Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft)

Die Chancen auf Heilung verbessern und zugleich Nebenwirkungen der Therapie verringern – das ist das Ziel der personalisierten Medizin. Die maßgeschneiderten Behandlungsstrategien, auf den jeweiligen Patienten individuell abgestimmt, sollen nicht länger eine Zukunftsvision bleiben. Deshalb fördert das sächsische Wissenschaftsministerium derzeit Forschungsvorhaben für eine individualisierte Krebstherapie mit etwa 2,3 Mio. Euro. Die Projekte gehören zu den 22 erfolgreichen Konsortien des europäischen Förderprogramms ERA PerMed.

Eine internationale Forschergruppe unter Leitung von PD Dr. Dr. med. Daniel Stange vom Universitätsklinikum Dresden entwickelt Strategien für eine bessere Behandlung von Magenkrebs. An dem Projekt REDESIGN beteiligt sind auch das Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme Dresden, die Universität Kopenhagen und die Österreichische Akademie der Wissenschaften. Da viele Patienten mit Magenkrebs schlecht auf die Standard-Therapie ansprechen, wollen die Wissenschaftler diese Erkrankung in Zukunft individuell angepasst behandeln.

Die Universität Leipzig ist Partner in drei weiteren Projekten. So beteiligt sich das Institut für Informatik an dem Projekt MIRACLE. Es soll ermöglichen, unter den Lungenkrebs-Patienten zielgerichtet jene zu identifizieren, die ein besonders hohes Rückfall-Risiko haben. Das Universitätsklinikum Leipzig ist mit Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin an PETictCAC beteiligt. Dieses Vorhaben soll durch frühzeitige Erkennung zur verbesserten Behandlung der krebsbedingten Katechexie beitragen. Die Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde arbeitet in Preserve an Wegen zur personalisierten Behandlung von Tumoren im Bereich von Rachen und Kehlkopf.

Das sächsische Wissenschaftsministerium fördert bereits seit 2018 über die Richtlinie EuProNet die Beteiligung von Forschenden in Sachsen an Projekten des Europäischen Forschungsnetzwerkes zur personalisierten Medizin.

SaxoCell und Physics of Life: Exzellente Forschung in zwei Clustern

Der Körper verfügt über Zellen mit ausgezeichneten Selbstheilungseigenschaften. Unsere Aufgabe ist es, solche Zellen mit genau definierten Funktionen und einem hohen Sicherheitsprofil für die Anwendung am Patienten im industriellen Maßstab und zu gesellschaftlich verträglichen Kosten herzustellen. Das ist eine wunderbare Chance für ein Miteinander aus akademischer Forschung und Industrie in Sachsen.

(Ezio Bonifacio, Professor am Zentrum für Regenerative Therapien, CRTD, der TU Dresden und Sprecher des Zukunftsclusters SaxoCell)

Neue Anwendungsgebiete und Produktionsmethoden für Gen- und Zelltherapeutika zu entwickeln, ist Ziel von SaxoCell. Das Projekt gehört zu den Gewinnern der ersten Runde des Ideenwettbewerbs »Clusters4Future« in Rahmen der Hightech-Strategie 2025 der Bundesregierung. Das sächsische Vorhaben ist eines von sieben in Deutschland.

Das sächsische Konsortium will neuartige Zell- und Gentherapien, sogenannte lebende Arzneimittel, für ein breites Spektrum an Krankheiten verfügbar machen und damit die Grundlagen schaffen für die Entwicklung einer gänzlich neuen Industrie in der Region. In dem Zukunftscluster engagieren sich Experten der TU Dresden, der Universität Leipzig, des Klinikums Chemnitz, des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI Leipzig und zahlreiche weitere Partner aus renommierten Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Auch die sächsische Landesregierung unterstützt SaxoCell und schafft damit ein äußerst attraktives Umfeld für lokale Start-ups ebenso wie für die Ansiedlung von nationalen und internationalen Unternehmen. Vision ist es, ein europäisches Zentrum für die Zell- und Gentherapie zu etablieren.

Das Exzellenzcluster Physik des Lebens (Physics of Life – PoL) der TU Dresden betrachtet biologische Prozesse als komplexe physikalische Phänomene. Expertinnen und Experten aus Physik, Biologie, Informatik und Ingenieurwissenschaften erforschen gemeinsam, wie sich aktive Materie dynamisch zu biologischen Strukturen wie Zellen und Geweben formiert. Im Fokus stehen dabei die Gesetze der Physik, die der Organisation des Lebens in Moleküle, Zellen und Gewebe zugrunde liegen.

Wenn es gelingt, die Organisationsprinzipien des Lebens besser zu verstehen, lassen sich anschließend möglicherweise neuartige Therapien für bestimmte Erkrankungen entwickeln. Die im Cluster gewonnenen Forschungserkenntnisse schaffen dafür die Grundlagen. Doch auch die Ingenieurwissenschaften können davon profitieren. Denn die Natur liefert spannende Lösungen für schwierige physikalische Probleme.

Physics of Life gehört zu den Exzellenzclustern, die im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder durch die DFG gefördert werden. Am Cluster beteiligen sich Forschungsgruppen der TU Dresden und Forschungseinrichtungen des DRESDEN-concept-Verbundes, wie das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG), das Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme (MPI-PKS), das Leibniz-Institut für Polymerforschung (IPF) und das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR).

Zentrum für Systembiologie: Lebensprozesse ergründen mit Hochleistungscomputern

Wie aus Zellen Gewebe entstehen, untersuchen Wissenschaftler am Zentrum für Systembiologie (CSBD) in Dresden. Interdisziplinäre Teams des Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, des Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme sowie der Exzellenzuniversität TU Dresden forschen daran, den zeitlichen Ablauf der Entwicklung biologischer Systeme digital zu erfassen und zu verstehen.

Ein Axolotl. © TUD CRTD

Um Schlüsselmechanismen biologischer Systeme aufzudecken, werden neueste Technologien eingesetzt: In speziellen Optikbereichen entwickeln Informatiker, Physiker, Ingenieure und Mathematiker neue Verfahren zur maßgeschneiderten Mikroskopie und automatisierte Verfahren zur Bildanalyse. Den Wissenschaftlern stehen auch leistungsstarke Computersysteme sowie ein Raum zur Projektion von virtueller Realität zur Verfügung. Die Spitzenforschung am CSBD wird vom Freistaat Sachsen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie durch die Klaus Tschira Stiftung gefördert.

Wirtschaft und Wissenschaft unter einem Dach: BioCity Leipzig

Erstklassige Wachstumsbedingungen für Biotech-Unternehmen bietet der BioCity Campus in Leipzig. Auf dem Gelände ist in den vergangenen Jahren ein einzigartiger Life-Sciences-Hub entstanden. Sein Kern ist die Bio City Leipzig. Dort sind auf 20.000 Quadratmetern Fläche Wirtschaft und Wissenschaft unter einem Dach tätig. Es beherbergt zudem das Biotechnologisch-Biomedizinische Zentrum der Universität Leipzig.

Junge Unternehmen, die sich nach ihrer Startphase in der Bio City Leipzig weiterentwickeln wollen, finden im benachbarten BioCube Leipzig ein Domizil. Zum lokalen Netzwerk auf dem Wissenschaftscampus gehören zudem das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI, das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie sowie Forschende aus sechs Fakultäten der Universität Leipzig.

Und der Campus wird weiter wachsen: Bis 2025 entsteht ein Innovationszentrum für junge Unternehmen. Über vier Etagen werden dann auf 10.000 Quadratmetern Laborbereiche sowie Büros und Werkstätten zur Verfügung stehen.

Freiraum für Biotech-Gründer: BIOZ Dresden

Die enge Zusammenarbeit von jungen Unternehmen und renommierten Forschungseinrichtungen zu fördern, ist das Anliegen des BioInnnovationsZentrums Dresden (BIOZ). In Gebäudekomplex mit insgesamt ca. 10.00 Quadratmetern Nutzfläche ist auch das Biotechnologische Zentrum (BIOTEC) ansässig, eines der drei Institute der des Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB) der TU Dresden.

Biotech-Unternehmen können voll ausgestattete Labore und Arbeitsräume auf weiteren 6.500 Quadratmetern anmieten. Damit bietet das BioZ eine einzigartige Gelegenheit zum Wissens- und Technologietransfer zwischen hochkarätigen Forschungseinrichtungen und der regionalen Wirtschaft.

Starke Netzwerke für einen starken Standort

Logo von biosaxony in grün, schwarz und gelb.

Der Biosaxony e. V. vertritt die Interessen von Biotechnologie, Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft in Sachsen. Zu seinen Mitgliedern zählen Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen und Zulieferer der Branche. Der Cluster fördert die Vernetzung zwischen den Mitgliedern. Dazu bringt er Wirtschaft und Wissenschaft in Projekten zusammen, engagiert sich für den Ausbau des Technologietransfers und vermittelt Knowhow und Services. Um die Wirtschaftsregion Sachsen zu stärken, macht Biosaxony zudem regionale Kompetenzen überregional und international sichtbar. Deshalb gehört auch die Förderung junger innovativer Unternehmen zu den Hauptanliegen des Netzwerkes. Seit 2018 begleitet Biosaxony zudem die Weiterentwicklung des BioCity-Campus in Leipzig.

Logo von Dresden concept mit einem stilisierten grünblauem Ring.

DRESDEN-concept e. V. ist die Forschungsallianz der TU Dresden und lokaler außeruniversitärer Forschungs- und Kultureinrichtungen. Der Verein umfasst derzeit 33 Institutionen, darunter die TU Dresden sowie Institute der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft.

DRESDEN-concept engagiert sich für eine enge Vernetzung über die Grenzen von Institutionen und Fächern hinweg. Kurze Wege, die nachhaltige Nutzung von Infrastrukturen innerhalb der Allianz und die Etablierung gemeinsamer Forschungsschwerpunkte machen Dresden zu einem herausragenden Wissenschaftsstandort.

Ein Tätigkeitsschwerpunkt der Forschungsallianz liegt im Bereich der Biotechnologie. So wurde als erste DRESDEN-concept Forschungsgruppenleiterin die portugiesische Wissenschaftlerin Dr. Rita Mateus im Februar 2021 für Dresden gewonnen. Dr. Mateus forscht an Zebrafischen und will unter anderem herausfinden, wie die Tiere ihre Organgröße kontrollieren. Leiterin der DRESDEN-concept Forschungsgruppe für Physikalische Chemie Biomolekularer Kondensate ist seit Dezember 2021 Dr. Ellen Adams. Ihr Ziel ist es, biophysikalische Prozesse von Grenzflächen im Zellinnern zu entschlüsseln, die unter anderem bei neurodegenerativen Erkrankungen wichtig sind.

Das DRESDEN-concept Genome Center wurde 2013 als kooperatives Projekt der TU Dresden und des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik gegründet. Mit eingebunden sind zudem das Zentrum für Systembiologie Dresden und das Forschungszentrum für Regenerative Therapien Dresden, als Forschungscluster an der TU Dresden. Das DRESDEN-concept Genome Center ist eines von vier bewilligten Kompetenzzentren der DFG. Es bündelt die Expertise im Bereich der Gensequenzierung am Standort und sorgt dafür, dass die Verfahren von möglichst vielen Wissenschaftlern im Forschungsverbund genutzt werden können.

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